Schmerzen beim Sex Teil 2 - eigene Erfahrung mit beziehungsdynamischen Methoden
Im ersten Teil dieses Artikels haben wir die Ergebnisse meiner Forschung zum Thema schmerzhafter Sex (Dyspareunie) vorgestellt. Eine umfassende Prävalenzstudie zur Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GeSiD) hat gezeigt, dass fast jede fünfte Frau von Schmerzen und Verspannungen beim Geschlechtsverkehr betroffen ist. In diesem zweiten Teil möchte ich meine persönlichen Erfahrungen und Reflexionen zu diesem Thema teilen. Ich werde aufzeigen, wie ich mit meinen eigenen Herausforderungen umgegangen bin und welche beziehungsdynamischen Interventionen mir geholfen haben, die Schmerzen zu verstehen und schließlich zu lindern. Hier geht es zum ersten Teil über die Forschungsergebnisse.
Persönliche schmerzhafte Erfahrungen
Zu welchem Zeitpunkt die Schmerzen während des Sex begannen, kann ich nicht genau benennen. Ich vermute, sie waren immer präsent. Wenn sie nicht während des Eindringens auftraten, zeigten sie sich in Form von vaginalen Krankheiten, Blasenentzündungen oder anderen Beschwerden. Besonders eindrücklich sind die Erinnerungen an die Schmerzen, die ich in meiner früheren Partnerschaft mit meinem Ex hatte. Fast jeder sexuelle Kontakt führte zu Beschwerden, und meine sexuellen Bedürfnisse waren mir nicht klar. Das schürte zu Verwirrung und Unsicherheit, sowohl bei mir als auch bei meinem Ex-Partner.
Im Januar 2021 begann ich mich intensiv mit meiner eigenen Sexualität auseinanderzusetzen und nahm an einem Online-Jahresprogramm für Frauen teil. Ein Jahr später endete meine Partnerschaft, weil ich u.a. Schmerzen beim Sex und Krankheiten nicht mehr akzeptieren wollte. Ein respektvoller Austausch und ein gemeinsames Wachsen waren in dieser Zeit nicht möglich.
Beziehungsdynamische Interventionen zur Überwindung der Schmerzen
Durch die Beschäftigung mit meiner sexuellen Unlust erkannte ich, dass es nicht nur um „Ich will nicht“, sondern vielmehr um „So will ich es nicht“ ging. Diese Erkenntnis kam nicht nur durch die Lektüre von Magnificent Sex (Kleinplatz, Menard, 2020), sondern auch durch die Grundsätze der Beziehungsdynamik.
In meiner neuen Beziehung hatte ich den Mut, meine Bedürfnisse zu äußern: mehr Zeit für das Vorspiel, andere Arten von Berührungen und eine langsame Herangehensweise an den Sex. Die Schmerzen wurden weniger, insbesondere während des penetrativen Geschlechtsverkehrs. Dennoch erlebte ich weiterhin gelegentlich Schmerzen und vaginale Erkrankungen.
Erst Monate nach einem Seminar zu sexuellen Funktionsstörungen wurde mir klar, dass meine Schmerzen möglicherweise eine Dyspareunie darstellen. Während einer Körperübung, die wir im Seminar gelernt hatten, spürte ich plötzlich starke Schmerzen im Unterrücken. Statt die Position zu ändern, entschloss ich mich, den Schmerz bewusst zuzulassen. Dabei bemerkte ich Parallelen zwischen meinem schmerzlichen Verlust meines Vaters im Alter von 13 Jahren und den Schmerzen, die ich beim Geschlechtsverkehr erlebte.
Schmerz als Ausdruck unerkannter Traumata
Die Verbindung zwischen körperlichen Schmerzen und emotionalen Traumata wurde mir während dieser Reflexion klar. Diese Erkenntnis erlaubte es mir, den Schmerz während des Eindringens bewusst wahrzunehmen und zu verarbeiten. Nach und nach reduzierte sich der Schmerz, und die häufigen vaginalen Erkrankungen blieben aus.
Die schmerzlichen Erfahrungen, die sich über Jahre hinweg manifestiert hatten, waren tief verwurzelt in unerkannten emotionalen Traumata. Erst durch die Auseinandersetzung mit meinen sexuellen Bedürfnissen und die Integration beziehungsdynamischer Interventionen war es möglich, diese Schmerzen zu identifizieren und zu überwinden. Die Verbindung von körperorientierten Verfahren und der gezielten Reflexion meiner Vergangenheit zeigte, dass die sexuelle Störung als Ausdruck unterdrückter Trauer diente.
Empfehlungen für betroffene Frauen
Frauen, die Schmerzen im sexuellen Kontext erleben, sollten ihre Bedürfnisse ernst nehmen und in einem offenen Umfeld darüber sprechen. Der Austausch mit dem Partner, das Einfordern von mehr Zeit für das Vorspiel und das Entdecken eigener Wünsche sind entscheidend. Körperorientierte Verfahren wie Atem- und Stimmübungen können helfen, unterdrückte Gefühle zu verarbeiten und Schmerzen zu reduzieren. Bei Bedarf sollte auch professionelle Unterstützung in Anspruch genommen werden.
Fazit
Die Auseinandersetzung mit Schmerzen beim Sex ist ein komplexes Thema, das sowohl körperliche als auch emotionale Aspekte umfasst. Eine vertiefte Erforschung individueller und partnerschaftlicher Dynamiken ist entscheidend, um effektive Ansätze zur Schmerzbewältigung und zur Verbesserung der sexuellen Zufriedenheit zu entwickeln. Zögere nicht, Hilfe zu suchen – Sexualität sollte ein freudiges Erlebnis ohne Schmerzen sein. Kontaktiere mich gerne, falls ich dich auf diesem Weg begleiten darf.