Gefühle fühlen, darum geht es.

Früher wurden Gefühle oft als etwas angesehen, das hauptsächlich Frauen betrifft – besonders während ihrer Menstruation. Diese Sichtweise war häufig von einem negativen Beigeschmack geprägt, wobei Gefühle als zu emotional oder unkontrollierbar wahrgenommen wurden. Doch in der heutigen Zeit, wo sogar Disney dazu einen Film gemacht hat (Alles steht Kopf), wird deutlich, wie vielfältig und komplex unsere Emotionen sind. Der Film verleiht den Gefühlen – Freude, Trauer, Angst, Ekel und Wut – eine Stimme und macht klar, dass sie alle ihren Platz im Leben haben. Das dürfen nicht nur unsere Kinder spielerisch durch den Film erfahren. Auch für uns Erwachsene ist es eine Einladung, den Gefühlen mehr Raum zu geben und sie als wertvolle Bestandteile unserer Menschlichkeit zu akzeptieren.

Grundgefühle und ihre Facetten

Die Psychologie unterscheidet zwischen verschiedenen Grundgefühlen, die universell erlebbar sind und in unterschiedlichen Kulturen bekannt sind. Zu den häufigsten Grundgefühlen gehören:

  1. Freude:

    • Dieses Gefühl vermittelt Glück und Zufriedenheit. Es ist oft mit positiven Erlebnissen, Erfolgen oder sozialen Bindungen verbunden.

  2. Trauer:

    • Trauer zeigt sich, wenn wir Verluste oder Enttäuschungen erleben. Sie ist ein wichtiger Prozess, um Schmerz und Verlust zu verarbeiten. Oft wird Trauer als Kloß im Hals wahrgenommen.

  3. Angst:

    • Angst schützt uns vor Gefahren und kann in verschiedenen Intensitäten auftreten – von leichter Besorgnis bis hin zu lähmender Panik. Dieses Gefühl kann sich als Enge in der Brust äußern.

  4. Wut:

    • Wut ist ein intensives Gefühl, das auf Ungerechtigkeiten oder Verletzungen reagiert. Sie kann uns motivieren, Veränderungen herbeizuführen und wird häufig als Hitze im Bauch empfunden.

  5. Ekel:

    • Ekel hilft uns, uns von potenziell schädlichen oder unappetitlichen Dingen fernzuhalten. Dieses Gefühl kann unterschiedliche körperliche Empfindungen hervorrufen, je nach Kontext.

  6. Scham:

    • Scham ist ein starkes Gefühl, das oft dann auftritt, wenn wir uns bloßgestellt oder als „nicht gut genug“ empfinden. Es kann dazu führen, dass wir uns klein oder unzulänglich fühlen. Scham zeigt sich häufig durch ein unangenehmes Kribbeln oder eine Hitze im Gesicht und dem Brustbereich, als wollten wir uns am liebsten verstecken.

Unterschiede zwischen Gefühlen und Emotionen

Obwohl die Begriffe oft synonym verwendet werden, gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen. Gefühle sind spontane, unmittelbare Erfahrungen, die in uns auftauchen. Wenn wir diesen Gefühlen Raum geben und sie akzeptieren, fließen sie oft nach kurzer Zeit wieder ab und hinterlassen uns in einem neutralen Zustand.

Emotionen hingegen sind im Körper abgespeicherte Gefühle, die uns in Bewegung bringen – daher das Wort E-motion (engl. für Bewegung). Diese Emotionen sind häufig das Ergebnis von Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit gemacht haben, und sie können sich in unserem Leben manifestieren, oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Ein hilfreiches Indiz zur Unterscheidung zwischen Gefühlen und Emotionen ist, wie wir auf bestimmte Situationen reagieren. Wenn beispielsweise eine kleine Angelegenheit deines Partners, wie das Vergessen einer Zutat beim Lebensmitteleinkauf, dich ärgert und du denkst: „Das sollte ich beim nächsten Mal besser formulieren“, handelt es sich um ein Gefühl.

Im Gegensatz dazu, wenn du dich über längere Zeit mit Gedanken wie „Nie hört er mir zu“ oder „Ich werde nicht gesehen“ beschäftigst, dann sind das Schlüsselwörter, die auf Emotionen hinweisen. Diese Gedanken weisen auf tiefere, gespeicherte Emotionen hin, die möglicherweise aus vergangenen Erfahrungen stammen und eine emotionale Reaktion hervorrufen.

Der Gefühlskompass

Vivian Dittmar hat mit ihrem Konzept des Gefühlskompasses (Gefühle & Emotionen eine Gebrauchsanweisung) einen hilfreichen Ansatz entwickelt, um Gefühle besser zu verstehen und einzuordnen. Sie zeigt auf wie sich Gefühle im Körper anfühlen können und wie du negativ konnotierte Gefühle wie beispielsweise Wut für dich nutzen kannst. Wut, in ihrer reinen Form, ist ein Zeichen dafür, dass etwas gegen deinen Strich läuft, ein Gefühl von “So nicht. Nicht mit mir.” Es bringt dich in die Aktion und Veränderung und kann damit sehr dienlich sein.

Dittmar ermutigt dazu, sich Zeit zu nehmen, um eigene Gefühle zu erkunden und zu reflektieren. Sie macht deutlich, dass es oft nicht so wichtig ist, welche Geschichte hinter einem Gefühl steckt, sondern vielmehr darum geht, das Gefühl selbst zu spüren, es durch uns fließen zu lassen und somit alte Themen zu transformieren.

Christian Meyer hebt in seinem Buch Ein Kurs in wahrem Loslassen hervor, dass die bewusste Wahrnehmung und das Verständnis unserer Gefühle der Schlüssel zu einem gesunden und freien Leben sind. Indem wir lernen, unsere Gefühle zu identifizieren und auszudrücken, können wir unsere Lebensqualität erheblich verbessern und innere Freiheit erlangen.

Fazit

Das Verständnis der Grundgefühle und der Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen ist entscheidend für unsere persönliche Entwicklung und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Indem wir uns aktiv mit unseren Gefühlen auseinandersetzen und sie akzeptieren, können wir lernen, sie konstruktiv zu nutzen und in unser Leben zu integrieren. Brauchst du oder ihr Hilfe dabei - schreibt mich gerne an.

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