Die wunderschöne Klitoris - mehr als eine Lustperle
Die Klitoris wird oft als kleines, unscheinbares Organ betrachtet – eine „Lustperle“, die in der Vulva verborgen liegt und primär für sexuelle Stimulation verantwortlich ist. Doch die Klitoris ist weit mehr als das! Sie ist ein erstaunliches, komplexes Organ, das nicht nur eine entscheidende Rolle für die sexuelle Lust spielt, sondern auch für den sogenannten vaginalen Orgasmus verantwortlich sein kann. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen tieferen Blick auf die anatomische und funktionale Bedeutung der Klitoris und klären auf, warum sie häufig unterschätzt wird.
Die Anatomie der Klitoris: Ein verborgenes Wunder
Die meisten Menschen kennen die Klitoris als kleinen sichtbaren Teil oberhalb der Vaginalöffnung, unterhalb des Venushügels. Dieser sichtbare Knopf, die sogenannte Klitoriseichel oder der Klitoriskopf (Glans), ist jedoch nur die Spitze eines viel größeren Organs. Die gesamte Klitoris erstreckt sich tief in den Körper und hat eine komplexe Struktur.
Die Klitoris besteht aus:
Klitoriskopf/-eichel (Glans): Der äußerlich sichtbare Teil, der etwa 8.000 Nervenenden enthält – mehr als jedes andere Organ im menschlichen Körper.
Klitorisschaft: Dieser Teil zieht sich in den Körper hinein und verläuft unter der Haut.
Klitorisschenkel und -wurzeln: Diese Schenkel reichen tief in das Becken hinein und umschließen den Vaginalkanal von beiden Seiten. Sie sind etwa 10 cm lang und verlaufen entlang der Vulvalippen.
Klitorale Schwellkörper: Diese Struktur ähnelt der des männlichen Penis. Sie füllt sich bei sexueller Erregung mit Blut und schwillt an, was die Klitoris empfindlicher macht.
Diese tiefen Strukturen umgeben die Vagina und haben großen Einfluss auf die Empfindungen während des Geschlechtsverkehrs. Daher kann es gut sein, dass der sogenannte „vaginale Orgasmus“ eigentlich durch die Stimulation der inneren Teile der Klitoris ausgelöst wird.
Die Klitoris und der vaginale Orgasmus: Ein Mythos entlarvt
Lange Zeit wurde der „vaginale Orgasmus“ von der Stimulation der Vagina selbst getrennt betrachtet – das berühmte „G-Punkt-Phänomen“ unterstützte diese Vorstellung. Heute wissen wir jedoch, dass der vaginale Orgasmus sehr oft durch die Stimulation der inneren Teile der Klitoris verursacht wird.
Die innere Klitoris umgibt die Vagina mit ihren Schenkeln und Schwellkörpern. Beim penetrativen Sex wird durch diese Teile der Klitoris Druck und Stimulation ausgeübt, was letztlich zu einem Orgasmus führen kann. Es ist also ein Missverständnis, dass der vaginale Orgasmus völlig unabhängig von der Klitoris entsteht. Vielmehr handelt es sich oft um eine Kombination aus klitoraler und vaginaler Stimulation, die gemeinsam zum Höhepunkt führen.
Forschung und wissenschaftliche Erkenntnisse
Die Bedeutung der Klitoris für die sexuelle Erregung und den Orgasmus wird heute stärker anerkannt als je zuvor. Renommierte Sexualforscher wie Helen O’Connell, die als eine der ersten die vollständige Anatomie der Klitoris aufdeckte, haben den Mythos des vaginalen Orgasmus weitgehend entzaubert. Sie wiesen darauf hin, dass die innere Klitoris eine entscheidende Rolle bei der vaginalen Stimulation spielt. O’Connells Arbeiten haben das Verständnis über die weibliche Sexualität revolutioniert und verdeutlicht, wie eng klitorale und vaginale Erregung miteinander verbunden sind.
Fazit
Die Klitoris ist ein faszinierendes, hochkomplexes Organ, das weit über ihren sichtbaren Teil hinausgeht. Sie ist viel mehr als nur eine „Lustperle“ und spielt eine zentrale Rolle für das sexuelle Wohlbefinden vieler Frauen. Indem wir das Wissen über ihre Anatomie und Funktionsweise erweitern, können wir das weibliche sexuelle Erleben besser verstehen und die Vielfalt der Möglichkeiten erkunden, die die Klitorisstimulation bietet.
Die Erkenntnis, dass der vaginale Orgasmus häufig auch auf die Stimulation der inneren Klitoris zurückzuführen ist, hilft uns dabei, überholte Vorstellungen der weiblichen Sexualität zu hinterfragen und ein umfassenderes Verständnis von sexueller Lust zu entwickeln.