Schmerzen beim Sex Teil 1 - Forschungsergebnisse

Im Jahr 2019 wurde in Deutschland erstmalig eine umfassende Prävalenzstudie zu Gesundheit und Sexualität, bekannt als GeSiD, durchgeführt. Diese bahnbrechende Studie hat aufgezeigt, dass fast jede fünfte Frau von Schmerzen und Verspannungen beim Geschlechtsverkehr betroffen ist. Die Lebenszeitprävalenz dieser Beschwerden ist alarmierend, da die Hälfte der betroffenen Frauen angibt, dass diese Schmerzen ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

Die Erforschung schmerzhafter Erfahrungen

Als ehemalige Datenanalystin entschied ich mich, meine damalige Abschlussarbeit auf die schmerzlichen Erfahrungen von Frauen während des Geschlechtsverkehrs zu konzentrieren. Ich führte eine Datenerhebung und -auswertung durch, die 74 Personen umfasste. Die Ergebnisse waren aufschlussreich:

  • 85 % der Frauen berichteten von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

  • 50 % dieser Frauen gaben an, „häufig“ oder „ab und an“ Schmerzen zu erleben.

Im Vergleich dazu berichteten 52,4 % der Männer über ähnliche Schmerzen, wobei die Mehrheit dieser Männer angab, die Schmerzen nur „selten“ zu erleben.

Ein komplexes Phänomen

Die Analyse der Daten hat ergeben, dass Schmerzen im sexuellen Kontakt ein vielschichtiges Phänomen sind, das nicht monokausal erklärt werden kann. Zu den Einflussfaktoren zählen:

  • Alter & Sexuelle Orientierung

  • Sexuelle Zufriedenheit

  • Emotionale Zustände

  • Kommunikationsmuster zu den eigenen Bedürfnissen

  • Beziehungsverlauf in einer Partnerschaft

  • Körperliche Aspekte wie Lubrikation, Krankheiten oder Vaginismus

Interessanterweise zeigen die Ergebnisse, dass ein intensiver Austausch in der Partnerschaft sowie positive emotionale Zustände – wie das Gefühl von Erfüllung und Zufriedenheit nach einem sexuellen Kontakt – mit einer geringeren Häufigkeit von Schmerzen assoziiert sind.

Ein interessanter Punkt ist die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung von Schmerzen und der sexuellen Zufriedenheit. Einige Frauen berichten trotz Schmerzen von hoher sexueller Zufriedenheit.

Die Rolle von Traumata

Ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Analyse war die Berücksichtigung von Traumata und deren langfristigen Auswirkungen auf das Schmerzempfinden und die sexuelle Zufriedenheit. Viele Frauen berichteten über frühere Traumata, doch es bleibt leider unklar, wie diese Erfahrungen spezifisch das Erleben von Schmerzen im sexuellen Kontext beeinflussen.

Fazit und Ausblick

Die Ergebnisse meiner Analyse bieten wertvolle Einblicke in das komplexe Zusammenspiel von physischen und psychischen Faktoren im Kontext von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Sie betonen die Notwendigkeit einer vertieften Erforschung der individuellen und partnerschaftlichen Dynamiken, um effektivere Ansätze zur Schmerzbewältigung und zur Verbesserung der sexuellen Zufriedenheit zu entwickeln.

In meinem nächsten Beitrag möchte ich meine persönliche Geschichte über Schmerzen beim Sex erzählen. Ich werde erläutern, wie beziehungsdynamische Aspekte mir geholfen haben, meine Schmerzen zu verstehen und letztendlich zu reduzieren. Diese Erfahrungen könnten wertvolle Erkenntnisse für viele Frauen liefern, die ähnliche Herausforderungen durchleben.

Falls ihr an meiner vollständigen Forschungsarbeit interessiert seid, teile ich sie gerne mit euch. Schreibt mir dafür gerne eine Nachricht hier.

Zurück
Zurück

Schmerzen beim Sex Teil 2 - eigene Erfahrung mit beziehungsdynamischen Methoden

Weiter
Weiter

Auf welche Weisen beeinflussen Hormone unsere Beziehungen