Reife Sexualität - Lust im Alter

Sexualität ist ein lebenslanger Weg, der sich im Laufe der Jahre stetig verändert. Viele meiner Klienten beschreiben die Sexualität im Alter als eine tiefere, erfülltere Erfahrung – wenn auch anders als in jüngeren Jahren. Sexualforscherin Peggy Kleinplatz zeigt in ihrem Buch "Magnificent Sex", dass erfüllte Sexualität oft das Ergebnis von jahrelanger Erfahrung und einer intensiven Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen ist. Besonders in langjährigen Partnerschaften wird Sexualität im Alter häufig zur Bühne für Intimität, Vertrauen und emotionale Nähe. Ein Teilnehmer ihrer Umfrage schildert humorvoll, dass er und seine Partnerin früher zwei bis drei Mal in der Woche Sex hatten, während sie jetzt, da sie beide in Rente sind, „nur noch ein Mal Sex pro Woche haben – nämlich von Donnerstag bis Sonntag.“

Veränderungen durch die Menopause

Mit der Menopause verändert sich der Hormonhaushalt der Frau erheblich. Der Rückgang von Östrogen und Testosteron wirkt sich unter anderem auf die Elastizität und Gleitfähigkeit der Vaginalwände aus. Dies kann dazu führen, dass Sex weniger angenehm wird oder sogar Schmerzen bereitet. Einige meiner Klientinnen erleben dies als Einladung, ihre Sexualität auf neue Weise zu entdecken. Langsamer, achtsamer Sex und die Verwendung von natürlichen Gleitmitteln können die Intimität bereichern und unangenehme Trockenheit reduzieren. In einigen Fällen kann eine Therapie mit lokalen Hormoncremes oder -gelen in Absprache mit einem Arzt hilfreich sein.

Entweder kein Sex mehr – oder endlich erfüllte Sexualität

Mit zunehmendem Alter stellt sich für viele die Frage: „Brauche ich Sex wirklich noch, wenn er mir in den letzten Jahren kaum Freude bereitet hat?“ Viele Menschen empfinden es als Befreiung, dass sie nicht länger ein sexuelles Ideal erfüllen müssen und fühlen sich wohl dabei, ihre Sexualität ruhen zu lassen, wenn sie früher nie wirklich befriedigend war.

Andere entdecken hingegen gerade jetzt eine erfüllte, intensive Sexualität – oft auch, weil sie endlich wissen, was ihnen gefällt und was sie sich wünschen. Ohne den Druck früherer Jahre können sie ihre Sexualität selbstbewusst und auf Augenhöhe erleben und auf ihre Bedürfnisse und Grenzen achten. Diese Offenheit und Klarheit macht es einfacher, den Partner mit auf die Reise zu nehmen und gemeinsam Neues zu erkunden.

Die Rolle von Viagra: Unterstützung oder ein verpasster Blick auf tiefere Themen?

Medikamente wie Viagra können für Männer im Alter eine wertvolle Unterstützung sein, um das Erregungsniveau zu halten. Doch aus der Erfahrung meiner Klienten zeigt sich, dass Erektionsschwierigkeiten oft auch psychosoziale Aspekte haben. Diese Schwierigkeiten können Hinweise auf unausgesprochene Bedürfnisse oder Beziehungsdynamiken sein, die reflektiert werden möchten. Eine Entscheidung für Viagra sollte daher nicht nur die körperlichen Bedürfnisse adressieren, sondern kann zugleich ein Anreiz sein, die zugrunde liegenden Themen gemeinsam anzuschauen. Denn oft ist es das Zusammenspiel von körperlicher und emotionaler Intimität, das im Alter zu einer erfüllenden Sexualität führt.

Schlussgedanken: Intimität im Alter als Bereicherung

Viele meiner Klienten erleben Sexualität im Alter als besonders wertvolle Erfahrung – ohne Leistungsdruck, dafür mit einer tiefen, liebevollen Verbindung zu sich selbst und dem Partner oder der Partnerin. Ob man sich für mehr oder weniger Sexualität entscheidet, die entscheidende Frage bleibt: Fühlt sich die gelebte Sexualität stimmig an? Für diejenigen, die Unterstützung suchen, sei es beim Thema körperliche Veränderungen, Kommunikation oder Beziehungsdynamik, biete ich eine Begleitung an, um diesen Weg der Entdeckung und Intimität weiterzugehen.

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Das Phänomen: auf Ewigkeit Single

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Welchen Einfluss das Nervensystem auf die weibliche Sexualität hat