Welchen Einfluss das Nervensystem auf die weibliche Sexualität hat
Das Nervensystem spielt eine zentrale Rolle für das sexuelle Erleben, vor allem für Frauen, die oft ein starkes Zusammenspiel von körperlicher und emotionaler Entspannung benötigen, um Lust zu erleben. Sympathikus, Parasympathikus und der Vagusnerv beeinflussen, wie entspannt und erregt sich eine Frau beim Sex fühlt, und wie sie ihre Bedürfnisse und Grenzen wahrnimmt und umsetzt.
Sympathikus und Parasympathikus: Gegenspieler in der Lust
Das autonome Nervensystem umfasst zwei Hauptakteure: den sympathischen und den parasympathischen Zweig, die entscheidend dazu beitragen, das Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe herzustellen.
Sympathikus – der „Kampf-oder-Flucht-Modus“: Wenn der Sympathikus aktiv ist, erhöht sich die Wachsamkeit und der Körper bereitet sich auf „Kampf oder Flucht“ vor. Dieser Modus ist wichtig, kann jedoch das sexuelle Erleben blockieren. Anspannung, innere Unruhe oder Angst führen dazu, dass sich der Körper nicht entspannen und hingeben kann – und dies ist oft der Grund, weshalb Frauen sich bei sexuellen Erlebnissen nicht wirklich fallen lassen können.
Parasympathikus – der „Ruhemodus“: Für Erregung und tiefe Entspannung braucht es den Parasympathikus, der für Ruhe und ein Gefühl von Geborgenheit sorgt. Aktiviert sich der Parasympathikus, kann der Körper die Angst loslassen und sich in den Moment fallen lassen – der ideale Zustand, um Erregung und Entspannung beim Sex zu vereinen. Dieser Zustand unterstützt Frauen, im Moment zu sein und die Verbindung zu ihrem Körper zu spüren.
Fight, Flight oder Freeze: Wenn das Nervensystem blockiert
Eine häufige Schilderung meiner Klientinnen ist das Erleben eines „Freeze“-Zustands beim Sex. Hier fühlen sie sich in der Situation wie „erstarrt“, was dazu führen kann, dass sie im Nachhinein das Gefühl haben, über ihre Grenzen gegangen zu sein. Der Freeze-Modus ist eine unbewusste Schutzreaktion, bei der das Nervensystem das Gefühl gibt, in der Situation „festzustecken“. Dieser Zustand kann in Momenten von Überforderung oder Unsicherheit eintreten, wenn die Grenze zu Flucht oder Kampf gefühlt nicht möglich ist.
In der Sexualität zeigt sich dies oft, wenn persönliche Grenzen überschritten werden, ohne dass das eigene Bedürfnis klar gespürt oder kommuniziert werden kann. Der Freeze-Zustand kann zu Unklarheit und Unwohlsein führen, besonders, wenn das Bedürfnis nach Nähe und Intimität nicht mit dem Wunsch nach einem bestimmten Verhalten übereinstimmt.
Der Vagusnerv: Die cervikale Verbindung und tiefe Entspannung
Der Vagusnerv, der als längster Nerv vom Gehirn durch den gesamten Körper verläuft, ist einzigartig mit der Cervix (dem Gebärmutterhals) verbunden – ein besonderer Zug der weiblichen Anatomie. Diese direkte Verbindung kann besonders tiefe und entspannte Orgasmen ermöglichen. Während die meisten Bereiche des weiblichen Sexualorgans über den Sympathikus und Parasympathikus stimuliert werden, hat die cervikale Verbindung über den Vagusnerv das Potenzial, eine besondere Entspannung und tiefe Empfindungen hervorzurufen.
Frauen berichten bei der gezielten Stimulation der Cervix häufig von einer Ganzkörperentspannung und von Orgasmen, die sich anders anfühlen als klitorale oder vaginale Orgasmen. Diese cervikale Verbindung ermöglicht es dem Körper, in eine tiefe Form der Entspannung zu gelangen, die oft mit einem hohen Gefühl der Geborgenheit und Verbindung assoziiert ist.
Praxis-Tipp: Sich Zeit nehmen und langsam vorgehen
Eine gute Möglichkeit, das Nervensystem auf den Kontakt vorzubereiten, ist es, beim Sex bewusst langsamer zu werden. Langsame, sanfte Berührungen und achtsame Bewegungen helfen, das Nervensystem zu beruhigen und sich in die eigene Körperempfindung zu vertiefen. Indem man sich darauf fokussiert, den Moment voll zu spüren und die Geschwindigkeit auf ein Minimum zu reduzieren, kann die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt gelenkt werden.
Schlussgedanken: Dem Nervensystem Gehör schenken
Ein ausgeglichenes Nervensystem ist der Schlüssel zu einem erfüllten, authentischen sexuellen Erleben. Wenn du Unterstützung suchst, um deine eigenen Grenzen und Wünsche besser zu spüren und dich authentisch auszudrücken, begleite ich dich gerne auf diesem Weg. Schreib mir, um mehr zu erfahren und gemeinsam herauszufinden, wie du dein Nervensystem zu einem besseren Begleiter deiner Sexualität machen kannst.