Einladung zu noch mehr Langsamkeit, zum mehr Spüren.

In unserer hektischen Welt verliert die Langsamkeit schnell an Bedeutung – auch im Bereich der Sexualität. Doch gerade in der Langsamkeit steckt die Möglichkeit, sich und seinen Partner oder seine Partnerin auf eine tiefere, intensivere Weise zu spüren. Durch Slow Sex, ein Konzept, das von der Autorin Diana Richardson in ihrem Buch Zeit für Liebe: Sex, Intimität und Ekstase in Beziehungen intensiv erforscht wurde, können wir lernen, mehr auf unsere Bedürfnisse und Empfindungen zu hören und eine völlig neue Dimension von Intimität zu erfahren.

Richardson betont, dass es oft nicht um mehr Intensität oder Geschwindigkeit geht, sondern um die Fähigkeit, sich wirklich auf den Moment einzulassen. Sie beschreibt, wie der Körper durch langsame, bewusste Berührungen und Bewegungen entspannen kann und wie diese Entspannung es ermöglicht, Empfindungen viel deutlicher wahrzunehmen.

Langsamkeit als Schlüssel zum Spüren

Viele Frauen, darunter auch ich selbst, benötigen oft mehr Zeit, um sich beim Sex wirklich tief zu entspannen und bereit zu fühlen. Es braucht häufig 20 bis 40 Minuten, bis der weibliche Körper vollständig „aufgewärmt“ ist und sich für sexuelle Intimität öffnet. Doch es ist nicht nur die Vorbereitungszeit, die zählt, sondern auch das, was während des eigentlichen Geschlechtsverkehrs geschieht.

Langsame Penetration, mit minimalen Bewegungen, kann völlig neue Empfindungen eröffnen. In meiner eigenen Erfahrung habe ich bemerkt, dass ich durch eine wirklich langsame und achtsame Penetration vaginale Orgasmen erleben konnte, die mir bei „normalem“ Sex oft nicht möglich waren. Der Schlüssel lag darin, die Geschwindigkeit herauszunehmen, weniger zu tun und mehr zu spüren. Das Gefühl von Entspannung und Hingabe ermöglichte mir eine tiefe sexuelle Befriedigung, die weit über das hinausging, was ich vorher kannte.

Eine Übung für mehr Langsamkeit

Probiere es aus: Reduziert die Geschwindigkeit bewusst auf ein Minimum. Besonders beim penetrativen Sex ist es eine Herausforderung, die Bewegungen so langsam und sanft wie möglich zu gestalten. Je langsamer ihr seid, desto mehr könnt ihr spüren – den Kontakt, die Verbindung, jede kleine Empfindung. Wenn ihr denkt, dass ihr schon langsam seid, werdet noch langsamer. Vielleicht spürt ihr Widerstände, vielleicht kommen Emotionen auf. Nehmt diese Gefühle wahr und lasst sie zu. Langsamkeit bringt uns ins Spüren und öffnet den Raum für Heilung und tiefere Intimität.

Diese Übung kann herausfordernd sein – sie erfordert Zeit und Geduld. In meiner eigenen Erfahrung ist es oft nicht möglich, das volle Potenzial der Langsamkeit in weniger als zwei Stunden zu erleben. Das umfasst Vorspiel, penetrativen Sex und eine Phase des „comforting nesting“, in der man sich nach der Intimität noch weiter aufeinander einlässt und die Nähe genießt. Durch diesen langen, langsamen Prozess ist es mir gelungen, mein Körpergefühl zu vertiefen und eine innige Verbindung zu meinem Partner aufzubauen.

Langsamkeit als Weg zur Heilung

Langsamkeit schafft auch die Möglichkeit, eigene Grenzen besser wahrzunehmen und klar zu kommunizieren. Wenn wir uns Zeit nehmen, um zu spüren, was unser Körper wirklich will, können wir eher sagen, wenn etwas nicht stimmt oder unangenehm ist. Diese Bewusstheit verhindert, dass wir uns über unsere Grenzen hinwegsetzen, und ermöglicht es, achtsamer und respektvoller miteinander und mit mir selbst umzugehen.

Egal, ob du dich auf eine Reise der Entdeckung deiner eigenen Sexualität begibst oder in deiner Partnerschaft tiefer gehen möchtest – die Einladung zur Langsamkeit öffnet Türen zu tieferem Spüren, mehr Intimität und Heilung. Es mag Zeit und Übung erfordern, aber die Belohnung ist eine intensivere und erfüllendere sexuelle Erfahrung. Viel Spaß… und Zeit wünsche ich Euch!

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